Die Reise des Schmetterlings

Ich stehe auf einer Wiese und blicke mich um, alles ist so mystisch, so voller Fantasie und Farben. Es dämmert gerade und ich bin ein wenig müde. Ich beschließe ein wenig zu schlafen und rolle mich im weichen Gras zusammen. Der Himmel über mir ist voller Sterne, alles leuchtet in diesem wunderschönen Licht des aufgehenden Mondes.

Im Geiste sehe ich mich über die Wiese tanzen wie eine Elfe. Alles ist leicht und schön, so einfach kommt es mir vor.

Plötzlich spüre ich ein Kribbeln in meinem Rücken und ich weiß, der Prozess des Häutens beginnt. Ich spüre wie die Haut sich schält, ich befreie mich aus einem festen, starren Kokon. Angefangen hat es an meinem Kopf, dann mein Hals und meinen Schultern. Hier öffnen sich wunderschöne blaue Flügel, die aus meinen Schulterblättern herauszuwachsen scheinen. Sie schimmern im Licht, ich kann sie aus den Augenwinkeln betrachten. Ich recke und strecke sie, bis die Falten verschwunden sind. Jetzt kann ich sie ausbreiten, sie fühlen sich so kostbar an, so filigran und doch so stark, als könnte nichts ihnen etwas anhaben. Mein Körper hat sich nicht verändert, aber ich kann fliegen, schweben, flattern und sogleich starte ich zu meinem ersten Flug. Ich überfliege eine wunderschöne Blumenwiese und der sanfte Sommerwind wiegt mich und trägt mich in die Höhe. Vorbei an Calendula, Echinacea, Rittersporn und so vielen filigranen Gräsern. Ein Meer aus Farben und Formen breitet sich unter mir aus. Ich schwebe wie eine Feder im Wind, ein tolles Gefühl. Mein erdverbundener Körper fühlt sich plötzlich so leicht und beschwingt an, als könnte ihm gar nichts Böses geschehen. Nicht ist mehr schwer und belastend. „Das ist das Leben“ spüre ich in meinem Herzen. Das Leben ist leicht, beschwingt und bunt, voller schöner neuer Ausblicke, um so höher ich aufsteige. Es eröffnet mir einen Blick auf das, was wirklich ist. Schönheit und gemeinsames Leben in Harmonie und Wachstum. Meine Flügel tragen mich in luftige Höhen und mein Adler kreist hoch oben über mir. Ich bin Teil dieses Kreislaufs aus Leben und Tod, aus Erneuerung und Transformation. Meine alte Haut, den steifen Kokon, der sich anfühlte wie ein starres Korsett, den brauche ich nicht mehr. Sie bedeutete Stillstand und Einschränkung. Gefangen in einer Hülle, die erschaffen wurde aus Glaubenssätzen und Verletzungen. 

Jetzt fliege ich durchs Leben mit der Gewissheit der Erneuerung!