DIAGNOSE HEILUNG
Was brauchen wir um zu heilen, persönlich und auch als Gesellschaft?
Die Schatzsuche
Die Suche nach dem Schatz des Lebens
Ich bin auf einer kleinen Insel mitten im Ozean, um mich herum nur die endlose Weite des Meeres und des Himmels. Wie bin ich hier hergekommen und warum?
„Gehe und suche“ höre ich Worte in meinem Kopf.
„Aber, was?“ Frage ich zurück.
„Dich selbst“ ist die Antwort.
Wie bitte schön soll ich mich selbst suchen, wenn ich doch genau hier bin, das ist absurd, denke ich.
„Bist du das wirklich, hier, ganz und gar?“ Ertönt es wieder in meinem Kopf.
Ich überlege kurz und ich muss eingestehen ich bin nicht ganz und gar hier. Nicht ganz, vor allem. Es scheint als fehlen Teile von mir, wichtige Teile, aber wo finde ich diese Teile meines Selbst auf dieser Insel inmitten von Meer und Himmel? Wie finde ich heraus, welche Teile mir fehlen?
„Mach dich auf die Schatzsuche“ spricht die Stimme in mir.
So gehe ich los meine Schätze zu suchen, die Teile von mir, die mir irgendwie abhandengekommen sind.
Ein kleiner Weg führt in das Innere der Insel und ich blicke auf einen Teich mit einem wunderschönen Wasserfall. Ich weiß, ich soll in dieses Wasser blicken und ihn als Spiegel in meine Seele nutzen. Als ich am Rand Platz nehme und mich bereit mache für meine Reise ins Ich bemerke ich, ich kann gar nichts sehen, die Wasseroberfläche ist viel zu unruhig, genauso unruhig wie meine Gedanken und Emotionen in diesem Augenblick.
„Entspanne dich, atme ein paarmal tief durch und lass es einfach geschehen“ da ist sie wieder, die Stimme.
Also atme ich tief ein und aus, bis sich das Gefühl der Aufregung in eines der Neugier verwandelt hat und in genau diesem Augenblick hält der Wasserfall inne, die Wasseroberfläche beruhigt sich und wird glatt wie ein Spiegel.
Tief in meinem Inneren weiß ich, dass es anstrengend und auch schmerzhaft werden kann. Einen Schatz zu suchen birgt viele Gefahren und unverhoffte Wendungen werden wohl auf mich zukommen. Man braucht Mut, sich dieser Aufgabe zu stellen, Entdeckergeist und Spürsinn, vor allem aber braucht man den Glauben daran, den Schatz bergen zu können. Ich blicke hinein in dieses wunderschöne blaue Wasser und es ist als ob ein Film beginnt, mein Film!
Ich sehe mich, wie ich als kleiner neuer Mensch diese Erde betrete, nackt und unschuldig, aber ausgestattet mit einer Schatzkiste voller wertvoller Gegenstände, Münzen, Schmuck, Perlen und Edelsteinen.
Eine Schatztruhe frage ich, warum?
„In dieser Schatzkiste befindet sich deine Aufgabe, deine Talente, Fähigkeiten, deine Helfer und Helferinnen, deine Herausforderungen und Konkurrenten für dieses Leben.“ Spricht die Stimme wieder in meinem Kopf. „Hier ist deine Aufgabe, die der Menschheit dienen soll, in ihrer Entwicklung verborgen. Jeder Mensch kommt mit dieser Ausstattung zur Welt.“
Aber genau in dem Augenblick, wenn wir unseren ersten Atemzug tun, verschwindet das Wissen um diese Schatzkiste aus unserem Fokus, aber in unserem Herzen haben wir immer Zugriff darauf.
Wenn das Leben uns mit all seinen Herausforderungen begegnet, so nimmt es uns Teile unserer Seele. Lehrer, Mitschüler, Eltern, Ereignisse, wie der Tod der geliebten Oma, das alles raubt Schmuckstücke aus unserer Schatzkiste des Lebens. Eine Kündigung, Liebeskummer, so viele Verletzungen rauben uns Kraft und unsere Seele leidet, die Aufgabe, die wir mit so viel Hingabe als Kind begonnen haben, beginnt zu verblassen. Auf unserem Lebensweg begegnen wir aber auch so viel Schönem und das nährt uns und füllt unsere Schatzkiste wieder auf. Begegnungen mit der Liebe, der Erfüllung eines Traumes bringen uns wieder auf den rechten Weg. Wenn wir uns so sehr auf das Negative konzentrieren und weiß Gott, das habe ich oft genug getan, so ist es, als würden wir unsere innere Harmonie in die Hände von Piraten legen. Wenn ich mein Leben also als Schatztruhe betrachte, so leert sie sich und füllt sich mit den jeweiligen Entscheidungen, die ich treffe. Mein Selbstbewusstsein ist die Perlenkette, die Perle um Perle zerrissen wird, wenn ich mich verletzt und wertlos fühle. Die Goldstücke sind unsere Fähigkeiten und Talente, wie viel davon gebe ich her? Gebe ich gerne oder aus Pflichtgefühl, oder weil ich mein Geld damit verdienen muss. Das entscheidet, ob ich meine Schatzkästchen leere oder eben fülle, mit „der Erfüllung, die mir meine Arbeit schenkt“. Jede Verletzung ist wie ein Schmuckstück, das mir genommen wird, und jeder Trost und jede liebevolle Handlung bringt Reichtum zurück.
Wenn wir zu viel unserer Schätze in die Hände von „Piraten“ legen, werden wir krank, depressiv und des Lebens überdrüssig. Wir haben alles gegeben, was wir hatten, aber vergessen auch etwas für uns einzufordern, Geschenke anzunehmen, die uns immer wieder angeboten wurden. Denn ein Geben sollte immer auch ein Nehmen sein, ein Ausgleich, sonst ist die Balance, unser seelisches und körperliches Gleichgewicht gestört.
Da ist sie wieder, die Stimme in meinem Kopf.
„Frage dich, was hast du gegeben und nicht wiederbekommen?
Spontan sage ich laut „Mein Herz“.
Auf dem steinigen, leidvollen Weg dieses Lebens habe ich mein Herz verloren, ich habe es gar nicht bemerkt. Erst jetzt spüre ich die Leere in mir und wie sehr ich es vermisse, mein Herz und das verbunden sein mit allem, was ist. Ich vermisse dieses Gefühl der bedingungslosen Liebe, die mit zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Wie kann ich es wieder finden?“
„Es war nie weg, aber zwischen all den Krusten deiner alten Haut war es versteckt, eingesponnen in alte Spinnweben und fest verschlossen. Durch deine Häutungsreisen hast du es wieder freigelegt. Nimm es an, es ist dein Schatz“ spricht die liebevolle Stimme zu mir.
Ich blicke immer noch in das Wasser des kleinen Sees, als plötzlich eine Truhe aus der Tiefe empor steigt. Das Kästchen ist wunderschön verziert, aber mit einem dicken Schloss fest verschlossen.
„Du hast dich verschlossen gegen die Schönheit, die Weisheit und die Liebe, um nicht weiter verletzt zu werden, aber ohne das Risiko der Verletzung findet auch die Freude und das Abenteuer Leben nicht mehr zu dir. Das Leben auf dieser Erde ist die Dualität
- das Böse hat als Partner das Gute, die Verletzung - die Heilung - der Hass kann zur Liebe werden, aber du alleine entscheidest, was du zulässt und was nicht.“
Ich spüre das Licht in mir aufkeimen nach einer langen Dunkelheit und genau in diesem Moment springt das Kästchen auf und ein riesiger Brillant gebettet auf roten Samt liegt vor mir. Mein Oberkörper öffnet sich und der Brillant mit seinen wunderschön geschliffenen Facetten verschwindet in meiner Brust. Es ist mein Herz, leuchtend, alle Farben widerspiegelnd und so kostbar. Mein Herz trägt die Weisheit des Lebens in sich, hier vereint sich Schönheit und Reinheit. Das bin ich, wenn ich mich für Lebensfreude, Liebe, Toleranz und das Abenteuer entscheide. Auch eine Schatzkarte finde ich in meiner Truhe des Lebens, denn meine Schatzsuche ist noch lange nicht beendet, aber erst jetzt kann ich erkennen es ist eine Schatzsuche ist und kein Leidensweg.
Die Schatzkiste ist die Transformation des Lernens, der Liebe und des Lebens. Das Besinnen auf die wirklichen Werte des Lebens, nur so finden wir unser Herz wieder.