DIAGNOSE HEILUNG
Was brauchen wir um zu heilen, persönlich und auch als Gesellschaft?
Komfortzone
Was bedeutet eigentlich die Komfortzone, von der wir immer wieder hören? Wo oder was ist sie? Ein tolles Zuhause, ein perfekter Partner oder Partnerin, ein Superjob und Geld wie Heu? Ist das Komfort? Ist Komfort immer mit „komfortabel“ gleichzusetzen? Ich glaube es ist weder das eine noch das andere. Um dem Leben neuen Schwung zu geben, müssen wir es betrachten. Was ist unsere Komfortzone? Und ob sie uns wirklich Komfort bringt oder allenfalls Stagnation und die Unfähigkeit, aus Altem auszubrechen um etwas Neues zu beginnen. Wie der Vogel im goldenen Käfig, geht es uns gut in unserer Komfortone, wir werden gefüttert und umsorgt, aber wir sind nicht frei. Wir fühlen uns eingesperrt und wissen oft gar nicht warum, oder wir wollen es gar nicht wissen.
Die Ehe meiner Eltern war wohl eine Komfortzone, in der man sich eingerichtet hat, weil ein Ausbruch, eine Trennung mit so viel Veränderung einherginge, dass meine Mutter schlichtweg Angst davor hatte. Oder manchmal ertragen wir die Situation, weil wir nicht mehr daran glauben, dass noch etwas Besseres auf uns warten könnte. Ein prügelnder Ehemann scheint für mache Frau immer noch mehr Komfort zu bieten – auch gleichzusetzen mit Gewohnheit –, als der Schritt vor die Tür. Oft halten wir jahrelang an einem unbefriedigenden Job fest, weil es so bequem ist. Und wir genau wissen, was jeden Morgen auf uns wartet, auch wenn wir jahrelang darüber schimpfen und uns jede Woche von neuem vor dem Montag graut. Wir bezahlen brav unsere Gebühr im Tennisclub, obwohl wir so gut wie nie mehr spielen. Die Menschen dort gehen uns auf die Nerven mit ihrem versnobten Getue. Aber körperliche Betätigung ist doch so wichtig lügen wir uns selbst an. Besser vielleicht einen Töpferkurs belegen? Aber Tennis ist doch so viele spannender als Töpfern. Die lachen mich ja aus. Klingt das alles nach Komfort? Nein! Es ist die Angst den ausgetretenen Pfad unseres Lebens zu verlassen. Meist müssen wir gezwungen werden, etwas in unserem Leben zu verändern. Denn die Komfortzone macht uns oft krank, weil wir uns nicht erfüllt, sondern eher gefesselt fühlen in unserem Leben. Bewerbungen schreiben, das eigene Profil in einer Partnervermittlung einstellen, das hat alles etwas mit Selbstreflektion zu tun. Und das eigene Ich kritisch zu betrachten, fällt uns schwer. Da sind uns die Ausreden schnell zur Hand. Meine Mutter auf die Frage, warum sie sich nicht hat scheiden lassen: „Ich war zu faul“. Erschreckend so eine Aussage. Wir werfen lieber unser Leben weg, bleiben gefangen in den eigenen Entscheidungen und sind zu ängstlich, diesen ersten Schritt hinaus in ein neues Leben zu wagen. Wir sollten uns immer fragen, was habe ich zu verlieren? Die Mitgliedschaft im Kaninchenzüchterverein, den lieblosen Partner, die Hölle der Ehe, den unterbezahlten Job. Was für ein Verlust wäre das? Wohl eher keiner. Aber was können wir gewinnen? Ein neues, befriedigendes, befreites Leben; eine harmonische Partnerschaft und einen Job, der meine Montage zum schönsten Wochentag macht. Also – raus aus der Unkomfortzone! Hinein ins neue Leben. Es braucht Mut zur Veränderung und den Willen, es zu schaffen.